Bärstadter
Kerwespruch 1929
I.
Zum Kerwefest in Barsched heit, seit Willkomme all Ihr Leit,
die Onkels,
Tanten, Basen Vetter, ob gutes oder schlechtes Wetter!
Habt all
ein Ziel, die eine Reis, nach Bärstadt im
Untertaunuskreis.
So seid gegrüsst, die Ihr aus Wiesbaden und Menz,
von
Frankfurt Flörchem oder sunst
wo ens.
Vun Jeijeborn, Frasto, Rauthal oder Kiedrich,
bringt nor Geld dann wird’s gemütlich.
Ob met Bubikopf oder Schillerlocke, ob Kapes
oder Backfischglocke,
selbst
Smoking und die Knickerbocker, alles nur ko Stuwehocker!
Vor allem
lustig insgesamt, wer Trübsal bläst, wird heit
verdammt.
Wenn ach de
Summer heiss, die Kartoffeln voller Runzeln,
so löscht
de Dorscht, tut heit mol
schmunzeln!
Betracht
die Kerwemädels, so geschniegelt, als ob se elektrisch
gebügelt,
sie gar
gemütlich zu Eich raunen, beguckt nor ihre
Augenbraunen.
Die Kerweborsch, die wie geglätt,
sind schneidig heit vun a
bis z.
Der nei Fiseur hat sich gerührt, hot
er kon über Löffel barbiert?
Heit wern die Borsch am Geld nit schone, kaafe de Schätz
Pfefferminz und ach
Makrone.
E Tanz dann
um de Kerwebaum, Maienzauber – Frühlingstraum.
Unt alter
Jungfern neidische Schakrillen, sehen schwarz durch
Zukunftsbrillen.
So hört die
neusten Glossen – ko Kränkung heit,
nor lust’g e Possen.
(Alle Vögel sind schon
da…)
II.
Unser Borjemeister zeigt sich dann
und wann,m
Grad wie in Haag, de Stresemann.
Er schmeisst mit List die Politik,
un sät von Barschet nit e Stück.
Er gieht nor
immer den gerade Pfad, womöglich doch um Schlangenbad.
Tusch für den
Bürgermeister!!!
III.
Der Schiedsmann, wie er auch mag, besser als der im
Locarnovertrag.
Tut alle gütlich versöhne, verbannt den Zorn und stillt die
Träne.
Pfarrer und Lehrer, die Jugend uns bilden, wer wird jemals
ihr Mühe vergilten!?
Die nei Schwesternstation ein Werk
so sozial, die Nöten zu lindern wohl überall!
Tusch der sozialen
Wohlfahrt!!!
IV.
Unser Förster hüt Wald und Wild, gar oft er über Wilddieb
schilt.
Er sorgt für Hase, Hirsch und Reh, wen er ertappt dann Weh –
o Weh!
Begeht den Wald von inne und ausse,
fasst die, die’s Holz de annern
schnauze
un weil der Förster sei Pflicht erfüllt, grieht er ach ein Tusch gespillt!
Tusch für den Förster!!!
(in Wald und auf der
Heide…)
V.
De Gemo-Rechner dess is oner
ewe, ar hält die Briketts
noch aus de Oefe
un de Schinke aus dem
Fliegenschrank, nor dass die Gemo-Kass
nit krank.
Lässt pfänne noch die
Werktagsschuh, met mahne hot er gar ko Ruh.
Un weil er so sorgt for de Gemo-Säckel, macht on met Pauk un Deckel!
Tusch für den Gemeinde-Rechner!!!
VI.
Der Feldhüter schützt des Obst un
ach dess Gras,
die Hauptsach, dass der die Aecker
was.
Er lässt kon Fremde an en Reeg, jagd alle Frevler dreiste
weg.
Er hot sich arig ogestrengt, zeigt o, wer met de Flasch Ameise fängt.
Er sieht wer die Aepfel klaut uns Weisskraut
in de Rucksack verstaut
Drum weil er so gestrenge is, lässt er kon Maulwurd uff am annern sei Wies.
Tusch für den Feldhüter!!!
VII.
In Berlin kimmt die Eingemeindungsgeschicht,
doch Barsched kennt dess Nochgeben nicht.
Man schmiert uns den Brei ums Maul herum,
ja Schlangenbad – mögt doch das Sanatorium;
will den Bärstadterkopf ergattern,
wir fürchten Schlangen nicht noch Nattern!
Wir halten fest an Boden und Wald, die Luft verschenke mer warm oder kalt!
(Musik: Ueb
immer Treu und Redlichkeit…)
VIII.
Die Vertretung hot Bauplätz gut
konsumiert
drum Festgelage war gastiert
Tet die Bürgerschaft solls
erhalte, doch es blieb beim Alte.
Weil die Fleischpreis so enorm gestiege, blieb die
Einladung verschwiege.
(Musik: Fuchs du hast die Gans
gestohlen…)
IX.
Dem Turnverein sei klo Fest war
besucht vun viele Gäst.
Der Ertrag war gut, weil vorbereitet mit Geschick,
nur die nur die – Musik!
Unser Feuerwehr steht im Entfalten, will nächstes Johr
e Fest abhalten.
Ward kürzlich beinahe alarmiert, e Metzger hat so stark die Worschte
????
Ein Kriegerverein hot sich gegründ,
weil mer jetzt grad im Friede sind.
Die wolle nitt in Waffe prange, nor,
dass die Orde zur Geltung gelange!
Weil zeitgemäss der gute Sport,
entstand de Verein in unserem Ort.
Met neier Kleidung ausgerüstet, weil Konkurrenz so
sehr gelüstet.
Selbst der Verein vun Obst und
Gartenbau, Tendenz ist ruhig, die Lage flau.
Ueberlebt sich, kurz oder lang, nor die Mühl gieht
noch ihrn Gang.
Die Obstbaumspritz, die hät en Boge,
Höher, als die Feuerspritz, wenn’s nit geloge.
(Musik: Wir halten fest und treu
zusammen …)
X.
Wer die Konsolidation verschläft, irrt sich;
Ratenzahlungen bis 32 oder 40
Billig wars gerade nicht, e ewiges Vergissmeinnicht.
(Musik: Ich weiss
nicht was soll es bedeuten…)
XI.
Im besseren Viertel gibt’s reichlich Bier,
die annere behelfe sich mit
Dickmilch schier.
Busch hot ständig Hochbetrieb,
schun dem Töchterche
so lieb.
Wenn ach Nettebräu for 5 Pfennig
besser sei,
bleibt sich alles Worscht, ze trinke gabs beim diesjährige
viele Dorscht.
(Musik: Trink, trink…)
XII.
Beim Herttergott gabs Arwet im Dreck
70 Pfennig pro Stund, aber die Pfeif e weck.
Bei der Ufnahm gings
– die Bilder warn gelunge
nor warnse erwischt, wie so
no Wasser gesprunge.
Tusch für die Rauchlose)
XIII.
Im Bramach hat en Bäcker Pech,
en Auto fegt den Wagen weg!
Als der Gaul met dem Rücken den
Boden berührt
Hunse im Hause de Wind gespürt.
Es hat ganz entsetzlich gesummet,
war beinahe Hoflieferant für die Leit im Grummet.
(Musik, Ja bei uns geht’s immer
wie…)
XIV.
????? die moderne, die Patente,
zur Zahnärztin, die junge Patiente.
Mutter ich losse die Zähne
plombieren
de bei gingen se die Mädels posierenl.
Belüge die Zeit in aller Früh,
Schad, dass die so oft jetzt Zahnweg grieh.
(Tusch der Dorote
der tut der Backe weh!!!)
XV.
Jetzt giehts an die Erwerbslose,
die kenne noch en Feder in die Luft blose
Schlofe, bis die Kuh en Patze gilt, lewe, dass der Nacken quillt.
Wöchentlich 3 Mal nach Schwalbach ins Bad,
nit zu Fuss –
schön per Rad.
Un weil das Rad der Erwerbslosen
Trost,
werd heit e wunderbares verlost
So hatte 5 Mann in Schwalbach gestempelt, dess Portmonai hot schwach gepempelt.
Aber dort bei Königselze, tat die Rahma im Keller schmelze
Erscht in Hattenhain beim
Hafer abladen,
wackliche Bee, Krampf in
den Waden.
Weil so de Alkohohl beglückt, sind alle vom Wagen geknickt.
Mutter und Vatter am Tefon, ko Anschluss, ach wo
bleibt der Sohn
erscht im Radio war e wels gefro, schlimmer als wie de Zepelin
um die Welt geflo
Vater und Mutter hun die Quale,
die Bauern mehne, sie müsste die
Erwerbslose bezahle…
domet is es aber nit so geheier, die drücke sich
möglichst von Steier.
(Musik: So leben wir…)
XVI.
Unser Mundschenk is e Original,
säuft aus de Tass un dem Pokal
Trinkt aus dem Humpe, oderm Eemer, (Eimer)
Wie sich’s schickt auch aus dem Römer,
dass die Aage – (Augen) funkeln
wie gestirne
das Näs’che glänzt grad wie ne Osram-Birne.
Wäscht ab
alle Sorje (Sorgen) un
Kummer
hot noch Dorscht vum letzte
Summer.
Tusch für den Mundschenk!!!
(Musik: Immer noch e Tröpfche…)
XVII.
So habt ihrs neiste gehört beim
Alt, hoffentlich werd oft de Grammophon eingeschalt.
For 2 Johr kame
de freme Musikante, getrodelt,
hoffentlich hun unser heit ko Note verzottelt!
So halt Eich am Tanz un de Kerwefreide, loss koner sich morje zum Schaffe
verleite“!
Wen Bazille die Sinne umgaukeln, lost in Eierm
Mage die Rollmöpse schaukeln.
Schmückt sich met Dahlie un Gladiole, tut die Schwiegermutter feste zum Tanze hole.
Beisst in Frikadelle, die wie en Kerwes
– (Kürbis)
Schenkt de Schätz’ en Tüte voll Merwes (Mürbes)
Esst un trinkt Eich kugelrund
un bleibt bis nächstes Jahr gesund!!!
Ein V I V A T unseren werten Kerwegästen!!!